Interview mit Lynn Anders vom BUND Teil 1: “Projekt Umweltschwein”

12. August 2019 0 Von Silke Albrecht
Bild: BUND Hessen

(c) BUND Hessen

Am 1. August 2019 habe ich im Rahmen meines Projektes “Umweltschwein” ein schriftliches Interview mit Lynn Anders (Presseabteilung des BUND Landesverband Hessen e.V.) durchgeführt. Im folgenden sind meine Fragen in schwarz, ihre Antworten in grün geschrieben:

Laut wikipedia wird geschätzt, dass etwa die Hälfte der erwachsenen Frauen in den Industrieländern Haarfärbemittel nutzen. Die Haarfärbung werde in temporäre, semipermanente und permante Haarfärbung unterteilt, bei deren Herstellung die Umwelt belastet werde. Diese hochwirksamen Chemikalien könnten zu Hautirritationen führen und bei Kontakt das Auge schädigen. Um Gefährdungen am Menschen zu reduzieren, würden weiterhin Tierversuche hierzu unternommen. Können Sie diese Informationen bestätigen? Haben Sie eigene Zahlen über die Menge der einzelnen Chemikalien, die durch das Haare färben in die Umwelt gelangen und was genau sie dort bewirken?

Im Vergleich zu früher sind die Stoffe in Haarfarbe verträglicher, allerdings enthalten Haarfärbemittel noch immer Chemikalien und Schwermetalle, die allergische Reaktionen sowie Hautreizungen auslösen können.

Speichern neben Wäldern auch andere Ökosysteme CO2?

Ja, Ozeane und Moore speichern große Mengen CO2 sowie andere Treibhausgase.

Seit Beginn der Industrialisierung speichern die Ozeane relativ konstant 30 % des menschengemachten CO2. Insgesamt reden wir hier von rund 140 Milliarden Tonnen Kohlenstoffdioxid. Allerdings versauern die Meere gleichzeitig durch die Aufnahme von Kohlenstoffdioxid und darunter leidet das maritime Ökosystem. Hinzu kommt, dass CO2 vor allem in kaltem Wasser gut löslich ist. Durch die Erwärmung der Ozeane, die auf den Klimawandel zurückzuführen ist, nimmt also auch die Aufnahmefähigkeit der Ozeane ab.

Kein anderes Ökosystem speichert übrigens so viel CO2 wie Moore. Da sie zu 95 % aus Wasser bestehen, speichern sie den in der Erde gebundene Kohlenstoff. Sie bedecken nur 3 % der Erdoberfläche, halten aber 30 % des erdgebundenen CO2 zurück. Das entspricht der doppelten Menge, die alle Wälder weltweit speichern. Legt man Moore trocken oder baut sie ab, geben sie das gespeicherte CO2 frei – und das ist wiederum schädlich fürs Klima. Schlimm ist vor allem, dass Moore für die Herstellung von Blumenerde abgebaut werden, denn in den meisten Produkten steckt Torf.

Wieviel Verpackungsmüll entsteht durch das Haare färben?

Die Menge des Verpackungsmülls variiert je nach gekauftem Produkt. Aber in den Mitteln zum Selbstfärben sind normalerweise Handschuhe, 2-3 Flaschen und eine Schale zum Mischen inbegriffen. Bei Färbemitteln für Strähnen sind oft zusätzlich kleine Kämme oder Strähnen-Hauben enthalten. Natürlich alles aus Kunststoff.

Viel schlimmer ist jedoch, dass die Deutschen europaweit am meisten Verpackungsmüll produzieren – 218 kg Papier- und Plastikverpackungen kommen auf jeden Deutschen pro Jahr. Das muss ein Ende haben, nicht nur beim Haare färben!

Angenommen, man würde diese (grob geschätzt) 25 Euro pro Monat statt ins Haare färben lieber in den Klimaschutz investieren und somit doppelten Umweltschutz erreichen: Wie müsste das Geld investiert werden, wenn man so viel Klimaschutz wie möglich erreichen will?

Statt investieren, lieber sparen! Und zwar Strom. Die Energieversorgung verursacht fast 39 % der CO2-Emissionen, Industrie und Gewerbe knapp 23%, der Verkehr knapp 21% und Haushalte bzw. Kleinverbraucher etwa 17 %. Deshalb Geräte und Lampen ausschalten, die man nicht braucht und den Energiesparmodus aktivieren. Übrigens ist der Ausstoß von CO2 gegenüber 1990 in fast allen Bereichen gesunken – außer im Verkehr.

Nötig ist deshalb eine Abkehr von der Verbrennung fossiler Brennstoffe, auch im Verkehrsbereich und verstärkte Anstrengungen insbesondere beim Energiesparen. Die preiswerteste Energie ist also die, die erst gar nicht verbraucht wird.

Angenommen, man entscheidet sich dafür, für Bäume zu spenden, die ja CO2 aus der Atmosphäre binden: Sollte man dann in den Schutz bestehender Wälder oder in Aufforstungen investieren?

Jeder Baum zählt. Allerdings sollte der Schutz bestehender Wälder Priorität haben, denn dort gibt es bereits große und alte Bäume, die mehr CO2 binden, als junge Bäume. Die größte Gefahr für die Wälder ist der Klimawandel, besonders wegen der anhaltenden Dürre. Angesichts der aktuell absterbenden Waldbestände in ganz Deutschland, sind dringend Maßnahmen erforderlich, um dem Waldsterben entgegenzuwirken. Deshalb fordern wir bereits seit vielen Jahren den Ausstieg aus der Kohleenergie und die Förderung erneuerbarer Energien, um die CO2-Emissionen zu reduzieren.

Die Aufforstung sollte man deshalb aber nicht vernachlässigen. Denn neue Bäume sind auf jeden Fall wichtig. Nicht nur für den Klimaschutz, sondern auch als Lebensraum für eine Vielzahl von Arten.

Ist es sinnvoller, dies für heimische Wälder oder für Tropenwälder zu tun?

Das kann man nicht pauschal beantworten, denn beide – heimische und tropische Wälder – sind wichtig für uns.

Einheimische Wälder sind vor allem für die heimischen Arten als Lebensraum wesentlich. Besonders im städtischen Bereich spielen Bäume eine große Rolle für die Bevölkerung, denn sie kühlen den Stadtbereich ab und sorgen für Schatten, Abkühlung und Frischluft.

Die tropischen Wälder sind global relevant fürs Klima. Im Boden und in der Vegetation speichern sie mehr als 17 % des weltweit gebundenen Kohlenstoffes. Wird der Wald zerstört, gelangt CO2 in die Atmosphäre und trägt zum Klimawandel bei. Schützen wir die Regenwälder, schützen wir also gleichzeitig das Klima! Die Regenwälder werden vor allem für die landwirtschaftliche Nutzung abgeholzt, um dort Vieh zu halten oder Soja für die Tierfutterproduktion anzubauen. Seit einigen Jahren trägt aber auch die Nachfrage nach Palmöl zur Abholzung bei. In jedem zweiten Produkt, seien es Lebensmittel, Kosmetika oder Reinigungsmittel, steckt Palmöl oder Palmfett. Da die Ölpalmen am besten im tropischen Klima wachsen und derzeit die industrielle Nachfrage sehr hoch ist, werden die Regenwälder reihenweise abgeholzt, um dort Ölpalmplantagen zu kultivieren. Dabei verlieren auch viele Tiere ihren Lebensraum. Tropenholz steckt leider auch in Holzkohle. Deshalb lohnt es sich beim Kauf genau hinzuschauen. Wir empfehlen Holzkohle mit dem Naturland-Siegel.

Ich verzichte deshalb auf Produkte, die Palmöl enthalten und verwende keine Holzkohle aus Tropenholz zum Grillen. Wenn die Nachfrage sinkt, geht auch der Raubbau an den Regenwäldern zurück.

Ab welchem Betrag macht das Spenden wegen der Verwaltungskosten überhaupt Sinn?

Organisationen, die sich wie der BUND der Initiative Transparente Zivilgesellschaft angeschlossen haben oder die das DZI-Spendensiegel haben, sind seriöse Organisationen, denen man ohne Bedenken spenden kann.

Fortsetzung folgt…