Fisch essen: gesund oder schädlich?

Fisch essen: gesund oder schädlich?

7. August 2019 1 Von Silke Albrecht

Schon vor 25 Jahren haben wir gelernt, dass man 1-2 mal pro Woche Fisch essen soll, um gesund zu bleiben. Gilt diese Empfehlung heute noch trotz der Verschmutzung der Meere und der Überfischung?

Ich habe Wiebke Franz, Mitarbeiterin der Verbraucherzentrale Hessen, diese Frage gestellt. Sie ist die Referentin für Marktbeobachtung und Öffentlichkeitsarbeit in der Fachgruppe Lebensmittel und Ernährung.

Am 6.8.2019 hat sie mir wie folgt geantwortet: “Es ist eine sehr spannende Frage, die Sie bezüglich des empfehlenswerten Fischverzehrs aufstellen und sie ist nicht einfach zu beantworten. Es fließen zahlreiche Aspekte (ernährungsphysiologische, toxikologische, soziale, Nachhaltigkeit …) in die Betrachtung ein, die auch je nach Fischart und -fanggebiet unterschiedlich sind und sich zudem schnell ändern. Dass zeigen die Fischeinkaufsführer von Greenpeace und dem WWF immer wieder, die jedes Jahr anders ausfallen. Sie betrachten jedoch nur ökologisch und zum Teil toxikologische Aspekte.

Die DGE empfiehlt aus ernährungsphysiologischer Sicht in ihren 10 Regeln nach wie vor Fisch ein- bis zweimal pro Woche zu essen und begründet es wie folgt: „Fettreicher Fisch ist von besonderer Bedeutung für die Gesundheit des Herz-Kreislauf-Systems und vermindert das Risiko für Schlaganfälle. Fette Fische wie Lachs, Makrele und Hering enthalten langkettige Omega-3-Fettsäuren (DHA und EPA). Auch die einheimischen Süßwasserfische wie Forelle und Karpfen sind gute Lieferanten dieser Fettsäuren. Seefisch wie Kabeljau oder Rotbarsch enthält zudem Jod. Jod erfüllt als Bestandteil der Schilddrüsenhormone lebensnotwendige Aufgaben.”

Neu aufgekommen und wenig erforscht ist neben Schwermetallen die Belastung mit Mikroplastik.

So ist derzeit, nur eine Betrachtung pro Fischart und Fanggebiet möglich: Wie sieht es mit der Überfischung aus? Handelt es sich um eine Fischart, die mit Schadstoffen stärker belastet ist? Ist der Fischverzehr zur Nährstoffversorgung wichtig oder gibt es andere Lebensmittel als Nährstoffquellen?…”

 

Ich habe auch Lynn Anders von der Presseabteilung des hessischen Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) danach gefragt (Das restliche Interview erscheint in den nächsten Tagen hier auf www.vitalzeit.eu).

Ihre Antwort: “Die Meere leiden weltweit unter Überfischung, die das Gleichgewicht dieses Ökosystems gefährdet. Laut Weltfischereireport der UN-Welternährungsorganisation (FAO) sind 80 % der Fischbestände überfischt oder bis an die biologischen Grenzen ausgebeutet. Eigentlich müsste der Großteil der Fischbestände geschont werden, statt die Fischerei auf diese Weise fortzusetzen. Aquakulturen helfen übrigens auch nicht, die Überfischung zu stoppen. Mittlerweile stammt jeder dritte Fisch, jede dritte Muschel oder jedes dritte Krebstier aus einem Aquakulturbetrieb, Tendenz steigend. Nährstoffe aus der Nahrung oder den Ausscheidungen und Spuren von Medikamenten gelangen ins Wasser und verändern dort das natürlich Klima mit schwerwiegenden Folgen.

Deshalb fordert der BUND Meeresschutzgebiete und die schnelle Entwicklung eines nachhaltigen Fischereimanagements und nachhaltige Aquakulturbetriebe.”

 

Ehrlich gesagt, ich bin hin- und hergerissen. Ich weiß gerade selber nicht, wie es richtig beziehungsweise zu empfehlen ist. Daher essen wir hin und wieder Fisch, achten aber noch mehr als früher auf gute Qualität und Msc-Siegel, das für nachhaltige Fischerei steht. Vor allem machen mir diese Überlegungen einmal mehr klar, wie wichtig es ist, die Meere besser zu schützen…