Fisch essen: gesund oder schädlich?
Schon vor 25 Jahren haben wir gelernt, dass man 1-2 mal pro Woche Fisch essen soll, um gesund zu bleiben. Gilt diese Empfehlung heute noch trotz der Verschmutzung der Meere und der Überfischung?
Ich habe Wiebke Franz, Mitarbeiterin der Verbraucherzentrale Hessen, diese Frage gestellt. Sie ist die Referentin für Marktbeobachtung und Öffentlichkeitsarbeit in der Fachgruppe Lebensmittel und Ernährung.
Am 6.8.2019 hat sie mir wie folgt geantwortet: “Es ist eine sehr spannende Frage, die Sie bezüglich des empfehlenswerten Fischverzehrs aufstellen und sie ist nicht einfach zu beantworten. Es fließen zahlreiche Aspekte (ernährungsphysiologische, toxikologische, soziale, Nachhaltigkeit …) in die Betrachtung ein, die auch je nach Fischart und -fanggebiet unterschiedlich sind und sich zudem schnell ändern. Dass zeigen die Fischeinkaufsführer von Greenpeace und dem WWF immer wieder, die jedes Jahr anders ausfallen. Sie betrachten jedoch nur ökologisch und zum Teil toxikologische Aspekte.
Die DGE empfiehlt aus ernährungsphysiologischer Sicht in ihren 10 Regeln nach wie vor Fisch ein- bis zweimal pro Woche zu essen und begründet es wie folgt: „Fettreicher Fisch ist von besonderer Bedeutung für die Gesundheit des Herz-Kreislauf-Systems und vermindert das Risiko für Schlaganfälle. Fette Fische wie Lachs, Makrele und Hering enthalten langkettige Omega-3-Fettsäuren (DHA und EPA). Auch die einheimischen Süßwasserfische wie Forelle und Karpfen sind gute Lieferanten dieser Fettsäuren. Seefisch wie Kabeljau oder Rotbarsch enthält zudem Jod. Jod erfüllt als Bestandteil der Schilddrüsenhormone lebensnotwendige Aufgaben.“
Neu aufgekommen und wenig erforscht ist neben Schwermetallen die Belastung mit Mikroplastik.
So ist derzeit, nur eine Betrachtung pro Fischart und Fanggebiet möglich: Wie sieht es mit der Überfischung aus? Handelt es sich um eine Fischart, die mit Schadstoffen stärker belastet ist? Ist der Fischverzehr zur Nährstoffversorgung wichtig oder gibt es andere Lebensmittel als Nährstoffquellen?…“
Ich habe auch Lynn Anders von der Presseabteilung des hessischen Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) danach gefragt (Das restliche Interview erscheint in den nächsten Tagen hier auf www.vitalzeit.eu).
Ihre Antwort: “Die Meere leiden weltweit unter Überfischung, die das Gleichgewicht dieses Ökosystems gefährdet. Laut Weltfischereireport der UN-Welternährungsorganisation (FAO) sind 80 % der Fischbestände überfischt oder bis an die biologischen Grenzen ausgebeutet. Eigentlich müsste der Großteil der Fischbestände geschont werden, statt die Fischerei auf diese Weise fortzusetzen. Aquakulturen helfen übrigens auch nicht, die Überfischung zu stoppen. Mittlerweile stammt jeder dritte Fisch, jede dritte Muschel oder jedes dritte Krebstier aus einem Aquakulturbetrieb, Tendenz steigend. Nährstoffe aus der Nahrung oder den Ausscheidungen und Spuren von Medikamenten gelangen ins Wasser und verändern dort das natürlich Klima mit schwerwiegenden Folgen.
Deshalb fordert der BUND Meeresschutzgebiete und die schnelle Entwicklung eines nachhaltigen Fischereimanagements und nachhaltige Aquakulturbetriebe.”
Ehrlich gesagt, ich bin hin- und hergerissen. Ich weiß gerade selber nicht, wie es richtig beziehungsweise zu empfehlen ist. Daher essen wir hin und wieder Fisch, achten aber noch mehr als früher auf gute Qualität und Msc-Siegel, das für nachhaltige Fischerei steht. Vor allem machen mir diese Überlegungen einmal mehr klar, wie wichtig es ist, die Meere besser zu schützen…
Hallo,
genau über dieses Thema habe ich mir in den letzten Jahren auch häufig Gedanken gemacht.
Ich liebe Fisch, wenn ich nicht zwei Stunden damit verbringen muss, um auch ja jede Gräte zu erwischen. Ja auch Meeresfrüchte liebe ich und trotzdem habe ich in den letzten Jahren sehr viel weniger davon gekauft oder konsumiert, weil immer diese Fragen im Hinterkopf bleiben: Wie toxisch belastet, Bestandstechnisch gefährdet, verplastigt ist genau dieser Fisch?
Gerade auch in Zeiten von immer mehr Skandalen was auch die Zertifizierung, das Aufbringen falscher Siegel und falsche Tatsachen hinter den Marketingstrategien der Lebensmittelindustrie angeht, wird man als Verbraucher mehr und mehr verunsichert.
Was nutzt es einem, wenn man mehr Geld für ein angeblich nachhaltig und ökologisch unbedenklich erzeugtes Produkt ausgibt, wenn man irgendwann erfährt, daß diese ‚Auszeichnung‘ oder dieser Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Produkten einfach nur ein Fake ist oder sogar schon unter Betrug fällt und der Fisch sogar noch umweltschädlicher und belasteter ist, als ein anderer, der keine Marketingmaschinerie dahinter stehen hat.
Ich finde, in diesem Fall gibt es kein richtig oder falsch oder besser oder schlechter einkaufen, gerade auch bei Fisch, daß muss und sollte jeder für sich entscheiden, ob er den Versprechen der Lebensmittelindustrie vertraut was Zertifizierung, Nachhaltigkeit und Qualität angeht oder ob er sich mehrerer Informationskanäle bedient und herausfindet, ob die Versprechen der Marketing- und Werbeindustrie überhaupt stimmen können…
Letztendlich entscheidet sowieso der Geschmack und was man sich leisten kann und nicht das ökologische Gewissen.
Jeder für sich sollte abwägen, ob der Nutzen durch die gesunden Bestandteile des Fisches die Kehrseite der umweltschädlichen Erzeugung aufwiegen. Ich glaube, das sollte man bei jedem Lebensmittel tun, egal ob Fisch,Fleisch oder Gemüse.