„Ich ist manchmal ein anderer“ von Cordt Winkler
Inhalt:
Cordt Winkler war Anfang zwanzig, als die Diagnose sein Leben auf den Kopf stellte: paranoide Schizophrenie. Symptome, die er in frühen Kindertagen schon bei seinem Vater beobachtet hatte, entdeckte er nun plötzlich auch an sich selbst: Das unkontrollierbare Abgleiten von Denken und Wahrnehmung, Panikanfälle, Verfolgungswahn, Ohnmacht, freier Fall. Klinikaufenthalte. Ehrlich und mitreißend lakonisch schildert er die Dynamik der psychotischen Krise und führt den Leser tief hinein in seine, von außen betrachtet, phasenweise verrückte Innenwelt. Ein Martyrium für die Betroffenen, ein Rätsel für Angehörige und Freunde und immer noch ein gesellschaftliches Tabu. Cordt Winkler zeigt, dass es möglich ist, mit der Krankheit zu leben. Gut sogar.
Rezension:
Cordt Winkler beweist mit seinem Buch “Ich ist manchmal ein anderer”, dass er bewundernswert mutig ist, sonst hätte er nicht so persönlich über eine solche Krankheit schreiben können. Dadurch, dass er die Schizophrenie sowohl als Angehöriger, als auch als Betroffener beschreibt und der Leser gleichzeitig die Sicht eines Psychologiestudenten kennenlernt, erfährt man sehr viel über diese Krankheit. Man staunt beim Lesen, für wie normal man die verrücktesten Dinge halten kann. Winkler macht außerdem deutlich, dass man den Umgang mit Schizophrenie lernen kann und dann weder für sich selbst noch für seine Mitmenschen eine Gefahr darstellt.
Ich hoffe, dass dieses Buch von möglichst vielen Menschen gelesen wird, so dass das Problembewusstsein wächst, denn das Leid der an paranoider Schizophrenie Erkrankten ist ebenso wie der volkswirtschaftliche Schaden, der durch Klinikaufenthalte und Arbeitsausfall entsteht, enorm. Gerade weil so selten über diese Krankheit informiert wird, obwohl Betroffene zumindest zu Beginn auf die Hilfe ihrer Mitmenschen angewiesen sind, halte ich dieses Buch für sehr wertvoll und würde es begrüßen, wenn es zur Pflichtlektüre in Schulen würde. Die Aufklärung über psychische Erkrankungen kommt dort meiner Meinung nach viel zu kurz.
Ein Buch, das ich allen, die sich über Schizophrenie informieren und diese heimtückische Krankheit wirklich verstehen wollen, unbedingt empfehlen möchte.
Bleiben Sie Sie selbst!
Goldmann-Verlag
ISBN: 978-3-442-15966-6
Wie es einer meiner Patienten schaffte, wieder ins normale Berufsleben einzusteigen
Ein Patient war so enttäuscht, nicht mehr arbeiten zu können, mit einer miserablen Rente und mit knapper Ergänzungsleistung leben zu müssen, dass er selbst eine Methode ausdachte, um erneute Schübe zu vermeiden.
Bislang hatte er alle 2 bis 8 Wochen einen Schub. Die Genesungseit dauerte bisweilen bis zu einem Monat. Heute hat er mit seiner Methode nach 7 Monaten keine Schübe mehr, und konnte die Gesamtmenge an Medikamenten stark reduzieren: von 22,5mg Zyprexa auf 9,3mg, von Invega 9mg auf 6mg und komplettem Wegfalls des Seroquels (von 125mg aus, alle Mengenangaben pro Tag).
Dabei ist das Prinzip der Methode erstaunlich einfach: Anstatt nach alter Schule, den Körper daran zu gewöhnen, immer die gleiche Menge an Medikamenten zu verabreichen, ging er den gegensätzlichen Weg: proaktiv erhöhte er alle zwei Wochen die Medikation von 9,3mg Zyprexa auf 30mg und die Invega von 6mg auf 12mg. Dies kommt einer Verdreifachung, bzw. Verdoppelung gleich. (Er nannte die Methode „Intervallkur“)
Dies macht er aber nur an einem Tag: eine Dosis am Morgen und die andere am Abend. Dann fuhr er wieder zwei Wochen mit der normalen Dosis fort.
Diese Methode verhindert erneute Schübe, weil sie gegen die Schübe vorgeht, bevor sie überhaupt auftreten. Im Laufe des Versuchs war es ihm möglich die die „normale Dosis“ laufend zu reduzieren, bis er seine individuelle minimale Wirkungsdosis fand.
Wichtig dabei ist, nur an einem Tag die Dosis zu nehmen, die man gerade noch erträgt, und dann — ohne langsamem Abbau, denn dies führt zu Entzugserscheinungen — wieder normal fortzufahren.
Ein Beispiel: Am Freitag nahme er 6mg Invega (morgens) und 9,3mg Zyprexa (abends). Am Samstag 12mg Invega und 30mg Zyprexa und Sonntags wieder 6mg Invega und 9,3mg Zyprexa.
Ansonsten funktioniert die Methode nicht, oder ist mit Nebenwirkungen der eben erwähnten Entzugserscheinungen verbunden.
Inzwischen hat der Patient einen Teilzeitjob gefunden und möchte bald wieder voll arbeiten können. Er schätzt dabei mit seinen Fähigkeiten der Allgemeinheit einen guten Dienst zu erweisen, als auch einen anständigen Lohn zu verdienen.
Einziges Handicap ist die Nebenwirkung der Medikamente, die oft auftretende Erschöpfung. Er sagt: „Ich trinke einen Kaffee morgens und leiste mir eine oder zwei Siestas am Nachmittag um die Erschöpfung, so weit es geht in Schach zu halten. Mehr Kaffee verschlechtert meine Schlafqualität und ich bin dann für nichts mehr zu gebrauchen.“
Trotz allem können, wegen der starken Reduktion der Medikamente ab und zu Stimmen oder ein seltsamer Gedanke auftreten, die der Patient mit einer vorübergehenden Erhöhung der Zyprexa entgegenwirkte.
Anmerkung: Dieser Text wurde ohne jede Garantie verfasst, da es sich um einen Einzelfall handelt. Er kann aber Patienten, die fast an der Krankheit verzweifeln, einen neuen Impuls und eine wertvolle Hilfe sein.